5 Mai 2017
Unter dem Motto „WAS TUN“ fand am 27. April 2017 in Berlin die Abschlusstagung des Projektes „Zuverdienst für psychisch kranke Menschen – Ein Beitrag zur inklusiven Gesellschaft“ der Bundesarbeitsgemeinschaft Integrationsfirmen (bag if) statt. Neben Dr. Rolf Schmachtenberg (BMAS) fanden sich rund 240 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Berliner Tagungswerk ein, um sich über den aktuellen Stand sowie mögliche Entwicklungen im Bereich der Zuverdienstangebote zu informieren und auszutauschen.
Nach der Begrüßung durch Dr. Fritz Baur, den 1.Vorsitzenden der bag if, gab Dr. Rolf Schmachtenberg, Abteilungsleiter im BMAS, einen kurzen Überblick über die Rahmenbedingungen bei der Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen. Dabei unterstrich er auch die Bedeutung von niedrigschwelligen Beschäftigungsmöglichkeiten insbesondere für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Im Hinblick auf die Weiterentwicklung von Zuverdienstangeboten und die Verbesserung ihrer Finanzierungsmöglichkeiten verwies Dr. Schmachtenberg vor allem auf die neugeschaffenen Anderen Leistungsanbieter im Rahmen des BTHG.
Anschließend stellte Christian Gredig, der Leiter des Zuverdienstprojektes der bag if, das Projekt und seine Ergebnisse vor. Hierbei ging er näher auf die schwierige Ausgangslage für Zuverdienstangebote und die dennoch aktive und heterogene Zuverdienstlandschaft in Deutschland ein. Um diese zu unterstützen und den Zuverdienstansatz zu verbreiten und weiterzuentwickeln, wurde das Zuverdienstprojekt der bag if ins Leben gerufen. Durch Impulsveranstaltungen, Netzwerkaktivitäten, Informationsplattformen und Praxismaterialien gelang es dabei, sich als kompetenter Ansprechpartner für Leistungsträger und Anbieter zu etablieren und den Nutzerinnen und Nutzern Orientierung zu geben.
Wie wichtig die Beschäftigung von psychisch kranken und belasteten Menschen im modernen Erwerbsleben ist, stellte Manfred Becker vom IFD Köln unter dem provokanten Titel „Arbeit ohne psychisch kranke Menschen – geht das?“ dar. Unter anderen ging er hierbei näher auf den Zusammenhang zwischen Arbeitsbedingungen und psychischer Gesundheit ein.
In einem Fachgespräch, das von dem Inklusionsberater Stefan Burkhardt moderiert wurde, diskutierten der Sozialrechtsexperte Prof. Dr. Peter Mrozynski, Uwe Blumenreich (Aktion Mensch), Rocco Gräßler (FAF GmbH) und Christian Gredig (bag if) anschließend Detailfragen zu den rechtlichen Rahmenbedingungen, den Fördermöglichkeiten sowie den betriebswirtschaftlichen Planungen von Zuverdienstangeboten. Hierbei konnten die Experten auch Fragen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer direkt beantworten.
Abgerundet wurde die Veranstaltung durch die Vorstellung aktueller Praxisbeispiele. Das Modellprojekt des Landschaftsverbandes Rheinland und die Angebote des Stellwerk e.V. aus Gifhorn und der Beteiligung am Leben gGmbH aus Augsburg präsentierten sich dabei als sehr arbeitsmarktnah mit einer vermittelnden Funktion für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen sowie einer beratenden Funktion für Arbeitgeber. Dass Zuverdienst aber auch in einem geschützteren Rahmen stattfinden kann, wurde durch die Vorstellung des Seconhand-Ladens Mollywood aus Mainz, des Bau- und Gartenservice der Intitiative Görlitz e.V. und des Café Brand bzw. der Gemüsewerft der G.i.B. aus Bremen deutlich. Die Vielfalt der unterschiedlichen Angebote unterstrich erneut, wie wichtig individuelle Lösungen und Kreativität im Zuverdienst sind.
Als praxisnah erwies sich die Veranstaltung auch durch die Exkursionen zu Berliner Zuverdienstprojekten, zu denen sich am Vormittag des 28. April zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer einfanden. Vor Ort konnten sie sich über die konkreten Möglichkeiten beim Auf- und Ausbau von Zuverdienstangeboten informieren und sich zu eigenen Ideen austauschen.
Finden Sie hier einige Materialien zur Zuverdienst-Tagung der bag if:
– Rede Dr. Rolf Schmachtenberg: Zuverdienst – Chancen und Risiken
– Präsentation Christian Gredig: Ein Projekt und seine Ergebnisse
– Präsentation Manfred Becker: Arbeit ohne psychisch Kranke – geht das?
– Präsentation: Zuverdienst in der Praxis – Allgemeiner Arbeitsmarkt
– Präsentation: Zuverdienst in der Praxis – Besonderer Arbeitsmarkt