30 Mai 2016
Im Rahmen der Veranstaltung „Phantasie entwickeln – Chancen schaffen“ Niedrigschwellige Zuverdienstmöglichkeiten für psychisch kranke und behinderte Menschen in Sachsen-Anhalt hat die Bundesarbeitsgemeinschaft Integrationsfirmen (bag if) gemeinsam mit den Pfeifferschen Stiftungen am 24. Mai 2016 über das Zuverdienst-Modell informiert. Neben dem Landesbehindertenbeauftragten Adrian Maerevoet fanden sich rund 60 Vertreterinnen und Vertreter von regionalen Leistungsanbietern und Leistungsträgern im Magdeburger Gesellschaftshaus zu einem Informationsaustausch ein.
Nach kurzer Begrüßung durch Christian Gredig von der bag if erörterte Dr. Uta Gühne (Universität Leipzig) die Arbeitssituation von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen in Deutschland. Aktuelle Statistiken zeigen, dass psychische Erkrankungen die Hauptursache für ein vorzeitiges gesundheitsbedingtes Ausscheiden aus dem Erwerbsleben sind. Als beste Strategie zur beruflichen Rehabilitation psychisch Kranker stellte Dr. Gühne das Konzept der Unterstützten Beschäftigung (supported employment) vor und unterstrich die Bedeutung von Arbeit nicht nur als Ziel, sondern auch als Methode der Rehabilitation. Mehr hierzu erfahren Sie hier und hier.
In einem kurzen Vortrag informierte Christian Gredig danach über den bundesweiten Entwicklungsstand von Zuverdienstangeboten und stellte das aktuelle Zuverdienstprojekt der bag if vor. Ziel des Projekts ist es, den Austausch und die Vernetzung von Zuverdienstangeboten in Deutschland zu verbessern.
In einer anschließenden Podiumsrunde wurde das Thema Zuverdienstbeschäftigung in seiner ganzen Komplexität beleuchtet. Robert Richard (Ministerium für Arbeit und Soziales Sachsen-Anhalt), Marc Fesca (Pfeiffersche Stiftungen), Rocco Gräßler (FAF gGmbH), sowie Monika Hartmann als Angehörige und Thomas Hoppe als psychiatrierfahrener Beschäftigter der Arbeitsambulanz Magdeburg erläuterten die politische und finanzielle, aber auch die persönliche Dimension des Zuverdienst und machten deutlich, dass Zuverdienst stets beides zugleich ist: sowohl Chance als auch Herausforderung.
Im weiteren Verlauf der Veranstaltung gab Prof. Peter Mrozynski (München) einen Überblick über die rechtlichen Rahmenbedingungen, die bei einer Zuverdienstbeschäftigung zum Tragen kommen. Seine Ausführungen u.a. zur Mindestohnproblematik, zu Aspekten der Unfallversicherung und zur Anrechnung der Zuverdienstentlohnung zeigten auf, wie wichtig eine rechtssichere Ausgestaltung bestehender oder zukünftiger Angebote ist.
Um den Teilnehmerinnen und Teilnehmern darüber hinaus die konkrete Umsetzung von Zuverdienstangeboten näherzubringen, stellten Christina Stoppa (Durchblick e.V. Leipzig) und Michael Scheer (G.i.B. Bremen) ihre langjährigen Zuverdienstprojekte vor. Das breite Spektrum der dortigen Beschäftigungsmöglichkeiten – vom Sächsischen Psychiatriemuseum über den integrativen Cafébetrieb bis hin zum urbanen Hopfenanbau – verdeutlichten, dass der Kreativität bei der Ausgestaltung von Zuverdienstangeboten keine Grenzen gesetzt sind.
Abschließend konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich in kleinen Gesprächsrunden mit individuellen Fragestellungen an die Experten richten und ihre aktuellen Zuverdienstangebote sowie Planungsvorhaben erörtern. Im Vordergrund standen hierbei Fragen zu den rechtlichem Rahmenbedingungen und den finanziellen Fördermöglichkeiten.